Lesetipp: Die sanfte Medizin der Bäume

“Vie­le Ein­flüs­se der Natur, der unmit­tel­ba­ren Umge­bung auf unse­ren Kör­per, wir­ken inein­an­der gefloch­ten… Ob es um Ein­rich­ten, um den Haus­bau oder täg­li­che Ent­schei­dun­gen geht, bevor­zu­gen Sie stets Mate­ria­li­en, die Sie stär­ken. Das rei­ne Holz steht gera­de­zu als Sym­bol für die­se Naturkraft ”

Die­ses klei­ne Zitat aus dem oben genann­ten Buch gibt die Vor­stel­lun­gen und Über­zeu­gun­gen der bei­den Autoren des Buches wie­der: Prof. Max Moser, Medi­zi­ni­sche Uni­ver­si­tät Graz, Insti­tut Phy­sio­lo­gie und Dr. Erwin Tho­ma, Förs­ter und Unter­neh­mer, zei­gen gesund­heit­li­che Wir­kun­gen bei der Ver­wen­dung “rei­nen Hol­zes” auf, die sich mit heil­sa­men Bäu­men (und Heil­pflan­zen) aus dem Wald für den All­tag erzie­len lassen.

Das Buch hat einen erzäh­le­ri­schen Duk­tus. Tho­ma wählt zu Beginn per­sön­li­che Erin­ne­run­gen, Erfah­run­gen, Leser­brie­fe von Men­schen, die ihn beein­druck­ten – die Ver­bin­dung aller: Die Pas­si­on zu natur­be­las­se­nen Höl­zern. Im ers­ten Teil erzählt Tho­ma von ein­fa­chen Men­schen, die in den öster­rei­chi­schen Tälern oder Wäl­dern ein mit der Natur eng ver­bun­de­nes Leben füh­ren. Da ist z.B. “der Rudl”, ein mitt­ler­wei­le über 90jähriger, der durch sei­ne Beschei­den­heit, Gesund­heit und Tat­kraft den Autoren bei jedem sei­ner Besu­che fas­zi­nier­te. Der Autor lässt den Rudl sei­ne Lebens­ge­schich­te erzäh­len, die von Armut geprägt ist. Trotz­dem fühlt sich der uri­ge Alte nicht arm, son­dern durch die ihn umge­ben­den Natur mit all ihren Schät­zen reich beschenkt. Die mög­li­che Inten­ti­on des Autors: Von die­sem ein­fa­chen Leben kön­nen die meis­ten moder­nen Stadt­men­schen ler­nen: Fern­ab von Medi­en, den Genüs­sen der Zivi­li­sa­ti­on, Hek­tik und dem all­ge­gen­wär­ti­gen Stress ist Rudls Leben vor­wie­gend von eige­nen Wer­ten und Vor­stel­lun­gen im natur­heil­kund­li­chen Sin­ne geprägt. Dazu gehö­ren z.B. das täg­li­che Arbei­ten mit Holz, Wan­de­run­gen durch die Alpen­land­schaft, um Heil­pflan­zen und Har­ze zur Her­stel­lung von Arz­nei­en zu sam­meln, Natur­zeit­schlaf, ein­fa­ches Essen. Auch von Mit­mensch­lich­keit ist Rudls Leben geprägt, denn er gibt kos­ten­los sein vom Vater tra­dier­tes Wis­sen und erfah­rungs­heil­kund­li­che Anwen­dun­gen an Hil­fe­su­chen­de wei­ter. Eben­so die Mit­tel, die Rudl lie­be­voll herstellt.

Viel Volks­tüm­li­ches gibt es im Buch zu lesen – Anspruch auf Wis­sen­schaft­lich­keit wird nicht erho­ben. Auch Prak­ti­sches wird ver­mit­telt wie z.B. eine Rezep­tur zur Her­stel­lung einer Pech­sal­be auf Grund­la­ge von Ler­chen- oder Fich­ten­har­zen. Ein Kapi­tel befasst sich mit “dem Gold der Bäu­me” (Har­zen) und sei­nen viel­fäl­ti­gen, gesund­heit­li­chen Wir­kun­gen. In einem ande­ren hält Tho­ma ein lei­den­schaft­li­ches Plä­doy­er für die Bäu­me, ihren Schutz, Erhalt und gegen Raub­bau oder scho­nungs­lo­se Abhol­zung aus rein wirt­schaft­li­chen Inter­es­sen. Das ist ver­ständ­lich, denn Tho­ma ist sel­ber Holz­haus-Bau­er mit eige­nem Unter­neh­men und pro­pa­giert eine “rei­ne Holz­bau­wei­se”. Der Autor wen­det sich gegen die Ver­ar­bei­tung von Kunst­stof­fen wie Poly­vi­nyl­chlo­rid (PVC) oder Poly­ure­than, die in ver­leim­ten Höl­zern bei­spiels­wei­se mas­sen­wei­se ver­wen­det wer­den. Der­ar­ti­ge Che­mi­ka­li­en zer­stö­ren die gesund­heit­li­chen Effek­te, die dem Holz inne­woh­nen, so zeigt sich Tho­ma über­zeugt. Kon­se­quen­ter­wei­se pro­pa­giert er die Ver­wen­dung purer Höl­zer (ohne Ver­wen­dung von Plas­tik­dü­beln) in Wohn‑, Arbeits­räu­men oder Schu­len. In den letz­ten Kapi­teln wird genau­er auf die gesund­heit­li­chen Aspek­te ein­ge­gan­gen, die “rei­nes” Holz auf allen Ebe­nen des mensch­li­chen Seins zu bewir­ken ver­mag: So wirkt es z.B. stress­lö­send auf die See­le, ent­zün­dungs­hem­mend z.B. auf Gelen­ke, kno­chen­ver­bes­sernd bei Osteo­po­ro­se, gedächt­nis­stär­kend oder schüt­zend vor schnel­ler Alter­erung. Pro­ble­ma­tisch ist in die­sem Teil, dass der erzäh­le­ri­sche Duk­tus wei­ter­hin bei­be­hal­ten wird. Hier wären Quel­len­an­ga­ben, Nen­nung von Stu­di­en sinn­voll und not­wen­dig, schon allein, um die Anga­ben für Inter­es­siert nach­voll­zieh­bar zu machen. Das sel­be gilt für das letz­te Kapi­tel, das sich der Holz­for­schung wid­met. Auch dar­in feh­len die Anga­ben auf die wis­sen­schaft­li­che Bezü­ge – eine Auf­ga­be, die der Mit­au­tor des Buches aus der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Graz eigent­lich hät­te leicht leis­ten kön­nen. Auch bei den wun­der­schö­nen foto­gra­fi­schen Bei­spie­len eines Klas­sen- oder Schlaf­zim­mers oder eines Holz-Hotels bei­spiels­wei­se ist zunächst nicht ersicht­lich, wel­che Inten­ti­on tat­säch­lich dahin­ter steht. Erst die aller­letz­te Sei­te gibt Aus­kunft: Die bei­den Autoren nut­zen das auf­wän­dig, gestal­te­te Buch zur Bewer­bung ihrer Kon­zep­te oder Unternehmen.

Tho­ma E, Moser M: Die sanf­te Medi­zin der Bäu­me. Gesund leben mit altem und neu­em Wis­sen. Ser­vus Ver­lag, Salz­burg, 2014. 172 Sei­ten, 21,45 Euro. Direk­te Bestel­lung ama­zon.

Autorin
• Mari­on Kaden, Heil­pflan­­zen-Welt (Mai 2015).

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