Bergurlaub: Medikament auch gegen Bluthochdruck

Ber­ge bei Arosa/​Schweiz

Die Feri­en­zeit im Som­mer will all­mäh­lich geplant wer­den – Pati­en­ten mit Blut­hoch­druck (Hyper­to­nie) haben dabei jetzt eine neue Opti­on. Obwohl Berg­ur­laub ohne Fra­ge gesund ist, ver­bie­ten Ärz­te Pati­en­ten mit Blut­hoch­druck häu­fig den Urlaub in höhe­ren Berg­la­gen. Doch moder­ne For­schungs­er­geb­nis­se von der Uni­ver­si­tät Inns­bruck bele­gen, dass das Gegen­teil rich­tig ist: Pati­en­ten mit Blut­hoch­druck und zahl­rei­chen ande­ren Erkran­kun­gen pro­fi­tie­ren gesund­heit­lich vom Berg­ur­laub. Des­halb: “Über­trie­be­ne Angst vor einer Ver­schlech­te­rung der Erkran­kung (zum Bei­spiel Schä­den an Herz, Nie­ren, Gehirn oder Augen) gehört der Ver­gan­gen­heit an. Berg­ur­laub kann erheb­lich zu Ihrer Gesund­heit bei­tra­gen”, fasst der lei­ten­de For­scher, der öster­rei­chi­sche Höhen­me­di­zi­ner Prof. Dr. Egon Hum­pe­l­er die For­schungs­re­sul­ta­te zusammen.

Ber­ge, soweit das Auge reicht

Berg­a­uf­ent­hal­te, so ist lan­ge bekannt, för­dern die Gesund­heit (zum Bei­spiel bei Lun­gen­krank­hei­ten wie Asth­ma oder Tbc). Grün­de: Kli­ma­ti­sche Ver­än­de­run­gen (weni­ger Sau­er­stoff in der Luft = Höhen­reiz, mehr Son­ne und UV-Licht und ande­res) üben hei­lungs­för­dern­de Rei­ze auf den Kör­per aus. Auch bei Pati­en­ten mit Hoch­druck oder meta­bo­li­schem Syn­drom (= eine mil­lio­nen­fach vor­kom­men­de Krank­heit, bei der Pati­en­ten gleich­zei­tig Hoch­druck, Blut­zu­cker- und Fett­stoff­wech­sel­stö­run­gen oder Über­ge­wicht haben).

Ein drei-wöchi­ger Berg­ur­laub (Höhe: 1400–1700 m) mit ein bis vier Spa­zier­gän­gen oder leich­ten Wan­de­run­gen (3–6 Stun­den Gesamt­dau­er) an fünf bis sechs Tagen in der Woche hat vie­le Heil­wir­kun­gen bei Hoch­druck-Pati­en­ten, so Humpeler:

  • Blut­druck-Sen­kung und Herz­schlag-Nor­ma­li­sie­rung. Grund: Der Reiz leich­ten Sau­er­stoff­man­gels in der Höhe und die Bewe­gung kur­beln den Kreis­lauf anfangs an. Nach weni­gen Tagen pas­sen sich Herz und Blut­ge­fäs­se der Belas­tung dann an (“Ein­ge­wöh­nung”). Dabei nor­ma­li­sie­ren sich Kreis­lauf-Wer­te wie Blut­druck oder Puls. Fol­ge: Schon in den ers­ten Urlaubs­wo­chen sind weni­ger Blut­druck­sen­ker nötig.
  • Gewichts­ver­lust (Fett, nicht Was­ser!) von im Mit­tel 2,5 kg durch regel­mä­ßi­ge Bewegung.
  • Höhen­reiz ver­bes­sert die Sau­er­stoff-Ver­sor­gung der Zel­len. Grund: Der Kör­per bil­det mehr jun­ge, Sau­er­stoff tra­gen­de Blut­zel­len (=rote Blut­kör­per­chen). Da als Aus­gleich älte­re Zel­len in Milz und Leber abge­baut wer­den, kommt es zu Blut­ver­jün­gung und ver­bes­ser­tem Sau­er­stoff-Trans­port (noch bis 2 Mona­te nach dem Urlaub).
  • Kör­per-Akti­vie­rung in anre­gen­der Berg­luft sti­mu­liert auch den Stoff­wech­sel von Fet­ten und Eiwei­ßen. Dadurch wer­den Blut­fet­te gesenkt, die Gerin­nungs­fä­hig­keit des Blu­tes nor­ma­li­siert und damit die Gefahr von Arte­ri­en-Ver­kal­kung (Herz­in­farkt, Schlag­an­fall) ver­rin­gert. Und: Durch Bewe­gung und Gewichts­ab­nah­me gehen sogar erhöh­te Blut­zu­cker­wer­te zurück (wich­tig bei Dia­be­tes mel­li­tus Typ II – Erwachsenen-Zuckerkrankheit).
  • Stress-Gefüh­le und Lei­dens­druck ver­rin­gern sich; see­li­sches Wohl­be­fin­den und posi­ti­ve Lebens­ein­stel­lung neh­men zu (zum Bei­spiel ange­sichts der majes­tä­ti­schen Bergwelt).
  • Anhal­ten­de Ver­bes­se­rung der Reak­ti­ons­zeit und Bewe­gungs-Koor­di­na­ti­on (wie bei Ausdauer-Sport).
  • deut­li­che Ver­bes­se­rung von Schlaf­qua­li­tät, Ver­län­ge­rung der Schlaf­dau­er und Durch­schlaf-Fähig­keit. Grund: Die Pati­en­ten belas­ten sich mal wie­der rich­tig und sind Abends ordent­lich müde.

Tipps

Berg-Wan­de­rung

- Pla­nen Sie min­des­tens drei Wochen Berg­ur­laub (1400–1700 m). Ist der Höhen-Auf­ent­halt kür­zer, reicht die Zeit für die vie­len Stoff­wech­sel-Umstel­lun­gen nicht aus.

- Über­schät­zen Sie nicht Ihre Kräf­te! Der Berg­a­uf­ent­halt selbst benö­tigt Kraft! Des­halb: Gewöh­nen Sie sich an die Höhe und machen wäh­rend der ers­ten zwei bis drei Tage nur kur­ze Spa­zier­gän­ge. Mot­to: “Lau­fen ohne zu schnau­fen”. Und: Bewe­gen Sie sich täg­lich, machen Sie aber aus dem Berg­ur­laub kei­nen Stress!

Autor
• Rai­ner H. Buben­zer, Mul­ti­Med­Vi­si­on Ber­li­ner Medi­zin­re­dak­ti­on (2002 Bild der Frau).
Quel­len
* Scho­bers­ber­ger W, Leicht­fried V, Mueck-Wey­­­mann M, Hum­pe­l­er E: Aus­tri­an Mode­ra­te Alti­tu­de Stu­dies (AMAS): bene­fits of expo­sure to mode­ra­te alti­tu­des (1,500–2,500 m). Sleep Breath. 2010 Sep;14(3):201–7.
* Scho­bers­ber­ger W, Schmid P, Lech­leit­ner M, von Duvil­lard SP, Hört­nagl H, Gun­ga HC, Klin­gler A, Fries D, Kirsch K, Spies­ber­ger R, Pokan R, Hof­mann P, Hop­pich­ler F, Ried­mann G, Baum­gart­ner H, Hum­pe­l­er E: Aus­tri­an Mode­ra­te Alti­tu­de Stu­dy 2000 (AMAS 2000). The effects of mode­ra­te alti­tu­de (1,700 m) on car­dio­vas­cu­lar and meta­bo­lic varia­bles in pati­ents with meta­bo­lic syn­dro­me. Eur J Appl Phy­si­ol. 2003 Feb;88(6):506–14.
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