Efeu: Seit Jahrtausenden eng mit europäischer Kultur verbunden

Efeu (Hede­ra helix)

Kaum eine ande­re Heil­pflan­ze ist so sehr mit der euro­päi­schen Kul­tur­ge­schich­te ver­bun­den wie der Efeu (Hede­ra Helix, zum Bei­spiel in Bron­chofor­ton Lutsch­pas­til­len). Er galt frü­her als Wahr­zei­chen des ewi­gen Lebens, als Sym­bol für Lie­be und Treue. Bei den Ägyp­tern war er dem Osi­ris, im anti­ken Grie­chen­land dem Wein‑, Rausch- und Eksta­s­egott Dio­ny­sos geweiht; man ver­stand ihn als Hin­weis auf die Prä­senz des Got­tes. Krü­nitz berich­tet 1790: “Man pfleg­te auch dem Bac­chus zu Ehren, bey den Gast­mah­len die Trink­ge­schir­re mit Epheu­blät­tern zu behän­gen. … Vor den Häu­sern, wo Wein zu ver­kau­fen war, wur­den Epheu­krän­ze, als ein Zei­chen, gehängt” [1].

Der alte Spruch “Vino ven­dibi­li sus­pen­sa hede­ra nihil opus” (“Wein, der sich gut ver­kauft, braucht kein Efeu”) wird von His­to­ri­kern ger­ne gedeu­tet als “umsatz­star­ker Wein braucht kei­ne extra Wer­bung”. Dro­gen-Exper­ten wei­sen jedoch dar­auf hin, dass in der Anti­ke Wein ger­ne mit Efeu ver­setzt wur­de, um zusätz­lich zum Alko­hol psy­cho­ak­ti­ve, rausch­ar­ti­ge Zustän­de zu erzeu­gen [2]. Dich­ter bekränz­te man mit Efeu, weil der Efeu auch eine hei­li­ge Pflan­ze der Musen war. Braut­paa­re erhiel­ten Efeu­zwei­ge als Sinn­bild ihrer immer­wäh­ren­den Ver­bun­den­heit. Im frü­hen Chris­ten­tum fin­den sich Efeuran­ken auf Sar­ko­pha­gen, im Mit­tel­al­ter schmü­cken sie Kir­chen und Kathe­dra­len, in Stein gehau­en (Reims, Mar­burg) oder in Holz geschnitzt (Alten­bur­ger Dom).

Efeu-Blü­ten

Das deut­sche Wort Efeu geht wahr­schein­lich auf einen alten Wort­stamm “ebah” oder “ifig” (alt­säch­sisch) zurück, was soviel wie “Klet­te­rer” heißt. Früh wur­de der Wort­stamm mit “Heu” ver­bun­den: alt­hoch­deutsch “ep-höu” “ebe-höu”, was “Klet­ter­laub” bedeu­ten könn­te. Die älte­re Schreib­wei­se “Epheu” wan­del­te sich erst im Ende des 19. Jahr­hun­derts zu “Efeu”. Der bota­ni­sche Name Hede­ra helix lei­tet sich ver­mut­lich von dem grie­chi­schen Begriff hédra (Sitz) ab, weil die Pflan­ze auf dem Baum “sitzt”. Helix kommt vom grie­chi­schen Wort helis­sein (win­den, dre­hen), denn der Efeu win­det sich um den Baum her­um. Bei den Grie­chen hieß der Efeu kis­sós, was eben­falls “Schlin­ge” bedeutet.

Die vom “Stu­di­en­kreis Ent­wick­lungs­ge­schich­te der Arz­nei­pflan­zen­kun­de” der Uni­ver­si­tät Würz­burg zur Arz­nei­pflan­ze des Jah­res 2010 ernann­te Heil­pflan­ze [3] wur­de schon von Ärz­ten der Anti­ke genutzt, zum Bei­spiel als Schmerz­mit­tel oder, in Sal­ben ver­ar­bei­tet, bei Ver­bren­nun­gen. Heu­te kommt ein Extrakt aus den gel­app­ten Blät­tern des Efeus zum Ein­satz. Er bes­sert die Beschwer­den bei chro­nisch-ent­zünd­li­chen Bron­chi­al­er­kran­kun­gen und bei aku­ten Ent­zün­dun­gen der Atem­we­ge (der Anwen­dungs­be­reich von Bron­chofor­ton Lutsch­pas­til­len). Auch bei Keuch­hus­ten wird er zur Lin­de­rung eingesetzt.

Autorin
• Mari­on Kaden, Mul­ti­Med­Vi­si­on Ber­li­ner Medi­zin­re­dak­ti­on (2013).
Quel­len
[1] Krü­nitz JG: Oeko­no­mi­sche Ency­klo­pä­die” in 242 Bän­den. Ver­lag Joa­chim Pau­li, Ber­lin, 1773–1812/58.
[2] Rätsch C: Enzy­klo­pä­die der psy­cho­ak­ti­ven Pflan­zen. Bota­nik, Eth­no­phar­ma­ko­lo­gie und Anwen­dun­gen. AT Ver­lag, Aar­au, 1999.
[3] Pres­se­mit­tei­lung: Efeu ist Arz­nei­pflan­ze des Jah­res 2010. Uni­ver­si­tät Würz­burg, 19.11.2009 (Pres­se­mit­tei­lung bei IDW).
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