Lesetipp: Sport und körperliche Aktivität in der Onkologie

Krebs ist eine schwe­re, ernst zu neh­men­de sys­te­mi­sche Erkran­kung. Die ers­te Dia­gno­se wird von den meis­ten betrof­fe­nen Pati­en­ten immer noch wie ein Todes­ur­teil auf­ge­fasst. Doch hat sich in der The­ra­pie und Beherrsch­bar­keit der Erkran­kung in den letz­ten Jahr­zehn­ten viel getan: Von den etwa 150 bis 200 bekann­ten Krebs­er­kran­kun­gen sind heut­zu­ta­ge zahl­rei­che gut behan­del- und beherrsch­bar – wes­halb auch die Zahl chro­ni­scher Krebs-Pati­en­ten all­jähr­lich ansteigt.

Die Vor­aus­set­zung für ein lang­fris­ti­ges Über­le­ben bei guter Lebens­qua­li­tät von chro­ni­schen Krebs­pa­ti­en­ten ist ihre Mit­ar­beit (Com­pli­ance), so sind sich die Onko­lo­gen einig. Neben den obli­ga­to­ri­schen, regel­mä­ßi­gen Nach­sor­ge­un­ter­su­chun­gen gehö­ren dazu eben­so die not­wen­di­gen (je nach Krebs­art) krebs­un­ter­drü­cken­den Dau­er­me­di­ka­tio­nen. Rela­tiv neu ist die Ein­sicht: Sport ist ein immens wich­ti­ger Fak­tor für Tumorpatienten.

Das Buch “Sport und kör­per­li­che Akti­vi­tä­ten in der Onko­lo­gie” trägt die­ser Erkennt­nis Rech­nung. Es basiert auf den neu­es­ten wis­sen­schaft­li­chen Stu­di­en­ergeb­nis­sen der letz­ten Jah­re, die die Autoren zusam­men­tru­gen. Sie arbei­te­ten dabei nicht nur die posi­ti­ven Aus­wir­kun­gen eines Sports oder eines indi­vi­du­ell ange­pass­ten Bewe­gungs­trai­nings für Tumor­pa­ti­en­ten her­aus. Son­dern sie stell­ten anhand der Stu­di­en­ergeb­nis­se auch die ein­deu­ti­ge Ver­bes­se­rung der krank­heits- und the­ra­pie­be­ding­ten Sym­pto­me von Tumor­pa­ti­en­ten mit den Schwer­punk­ten auf Brust­krebs, Gas­tro­in­testi­na­le Tumo­ren (GIST), Pro­sta­ta­krebs, Leuk­ämien dar. Zu nen­nen ist bespiel­haft der posi­ti­ve Ein­fluß kör­per­li­cher Akti­vi­tät beim Fatique-Syn­drom, Immun­sys­tem, Tumor­kach­e­x­ie. Eben­so lässt sich bei sport­lich akti­ven Tumor­pa­ti­en­ten ein all­ge­mein ver­bes­ser­tes phy­si­sches (Rück­ge­win­nung der eige­nen Kraft) wie psy­chi­sches Wohl­be­fin­den (Rück­kehr des Lebens­mu­tes) auf­zei­gen. Die­se Fak­to­ren tra­gen wesent­lich zur Stei­ge­rung der Lebens­qua­li­ät der Pati­en­ten bei und erhö­hen ihre Mit­ar­beit: So wur­de bei sport­lich akti­ven Pati­en­ten ein­deu­tig eine wesent­lich gerin­ge­re Rate von The­ra­pie­auf­schü­ben – oder The­ra­pie­ab­brü­chen festgestellt.

Das Fach­buch ist in sechs Kapi­tel unter­teilt. Neben medi­zi­ni­scher Grund­la­gen, Epi­de­mio­lo­gie, Reha­bi­li­ta­ti­on ver­mit­telt es, wie schon erwähnt, den Stand der gegen­wär­ti­gen wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­se und auch mög­li­che Per­spek­ti­ven. Da zwei der Buch­au­to­ren als Sport­wis­sen­schaft­ler an der ren­no­mier­ten Deut­schen Sport­hoch­schu­le Köln tätig sind, wer­den zudem prak­ti­sche Emp­feh­lun­gen für den kli­ni­schen All­tag gelie­fert. Auch sind dem Kraft- wie Aus­dau­er­trai­ning, Seno­mo­to­rik, Wech­sel­wir­kun­gen und Beson­der­hei­ten wäh­rend der ver­schie­de­nen The­ra­pie­pha­sen eige­ne Abschnit­te gewidmet.

Ausgewählte Beispiele für das Krafttraining von Tumorpatienten (Quelle):

Effek­te von Kraft­trai­ning im onko­lo­gi­schen Setting

  • Stei­ge­rung der Muskelleistungsfähigkeit
  • Ver­bes­se­rung der kar­dio­re­spi­ra­to­ri­schen Leistungsfähigkeit
  • Stei­ge­rung der Lebensqualität
  • Ver­bes­se­rung der Fatique-Symptomatik

Haupt­zie­le des Krafttrainings

  • Mus­kel­auf­bau /​ Kraft­zu­wachs
  • Beweg­lich­keits­ver­bes­se­rung
  • Ver­bes­se­rung der Lebens­qua­li­tät und der Fatique-Problematik
  • Ver­bes­se­rung der Körperkomposition
  • Ver­lang­sa­mung des Knochenabbaus
  • Posi­ti­ve Beein­flus­sung von endo­kri­nen Mechanismen
  • Prä­ven­ti­on von inak­ti­vi­täts­as­so­zier­ten Sekundärerscheinungen

Emp­feh­lung für ein Kraft­trai­ning mit Krebspatienten

  • zwei bis drei mal pro Woche
  • sechs bis zehn ver­schie­de­ne Übun­gen (Ganz­kör­per­trai­ning)
  • zwei bis drei Sät­ze à acht bis fünf­zehn Wiederholungen
  • Pau­sen zwi­schen 60 bis 180 Sekunden

Das Fach­buch rich­tet sich an kli­nisch täti­ge Ärz­te. Es kann jedoch eben­so auf­schluss­reich für Haus­ärz­te oder Phy­sio­the­ra­peu­ten sein, die Krebs­pa­ti­en­ten zu betreu­en haben. Für Betrof­fe­ne kann das Buch inter­es­sant wer­den – eine Ein­ar­bei­tung in die medi­zi­ni­sche Ther­mi­no­lo­gie vor­aus­ge­setzt. Für eigen­ver­ant­wort­lich han­deln­de Krebs­pa­ti­en­ten wird dies jedoch kein Pro­blem sein, da sie sich durch ihre Erkran­kung ohne­hin das ent­spre­chen­de Voka­bu­lar schon ange­g­eig­net haben. Für sie dürf­te das Fach­buch hoch­mo­ti­vie­rend sein, um falls noch nicht gesche­hen, um sport­lich sehr aktiv zu werden.

Bau­mann Freerk, Jäger Elke, Bloch Wil­helm: Sport und kör­per­li­che Akti­vi­tät in der Onko­lo­gie. Sprin­ger-Ver­lag Ber­lin Hei­del­berg 2012. Preis: 34,95 €, Bestel­lung bei Amazon

Bitte Ihre Frage, Anmerkung, Kommentar im folgenden Feld eingeben