Wärmetherapie

Wär­me­the­ra­pien wer­den auch Ther­mo­the­ra­pien genannt.
therm [griech.] = warm.

Begründer:

Wär­me­the­ra­pien gehö­ren zu den Reiz­the­ra­pien (Umstim­men) und sind Bestand­teil über­lie­fer­ter Erfa­hungs­me­di­zin. Mit Hil­fe der Tech­nik wur­den sie jedoch erwei­tert und kön­nen noch umfang­rei­cher ein­ge­setzt wer­den. So ist es heu­te bereits mög­lich, Krebs­ge­schwuls­te mit Hil­fe der Ther­mo­gra­fie (Wär­me­mess­ver­fah­ren) zu dia­gnos­ti­zie­ren, da Krebs­ge­we­be eine höhe­re Tem­pe­ra­tur auf­weist als das umlie­gen­de Gewebe.

Ausführung:

Es gibt zwei Arten von Wärmetherapien:

1. Fie­ber­the­ra­pie
Sie ist eine natür­li­che Wär­me­the­ra­pie, die der Kör­per selbst aus­löst. Er ver­sucht mit dem Fie­ber ein­ge­drun­ge­ne Krank­heits­er­re­ger zu bekämp­fen und abzu­tö­ten. Des­halb soll­te gegen Fie­ber nur vor­ge­gan­gen wer­den, wenn es zu hoch ansteigt und einen inne­ren “Hitz­schlag” ver­ur­sa­chen kann. Fie­ber­sen­ken­de Maß­nah­men sind Ablei­ten mit Waden-Wickeln oder die Einnahme/​Anwendung von che­mi­schen Prä­pa­ra­ten wie z. B. Fieberzäpfchen.

Die Natur­heil­kun­de kennt die künst­li­che Fie­ber­the­ra­pie, bei der mit Hil­fe von Medi­ka­men­ten Fie­ber erzeugt wird. Sie wird ein­ge­setzt, wenn der Kör­per des Pati­en­ten nicht in der Lage ist, Fie­ber als Selbst­hei­lungs­pro­zeß auszulösen.

Wie die Erfah­rung jedoch gezeigt hat, ist die The­ra­pie nicht ohne Risi­ko. Das künst­lich erzeug­te Fie­ber setzt die Wär­me­regu­la­ti­on des Kör­pers außer Kraft, so daß der Kör­per sich gegen die Über­hit­zung selbst nicht mehr weh­ren kann. Steigt das künst­lich erzeug­te Fie­ber zu hoch, gerät der Pati­ent in erns­te Gefahr. Auf­grund die­ses Risi­kos wird die künst­lich erzeug­te Fie­ber­the­ra­pie nur noch sel­ten angewandt.

2. Über­wär­mungs­the­ra­pie
Die­se The­ra­pie nutzt alle Wär­me­rei­ze, die von außen auf den Kör­per ein­wir­ken kön­nen. Dazu gehö­ren Voll- und Teil­bä­der in war­mem Was­ser, Sau­na, Wärm­fla­schen, Infra­rot-Lam­pen, wär­men­de Packun­gen (z.B. Fan­go), durch­blu­tungs­för­dern­de Sal­ben, spe­zi­el­le Pflas­ter und die Schwitz­kur im war­men Bett.

Die Über­wär­mung kann sich dabei auf den gan­zen Kör­per bezie­hen oder nur par­ti­ell ein­ge­setzt wer­den. Bei bestimm­ten Krank­hei­ten ist es sinn­voll, den gan­zen Kör­per warm zu hal­ten. Bei aku­ten Schmer­zen oder eini­gen Ent­zün­dun­gen reicht es, den Wär­me­reiz auf die betrof­fe­ne Stel­le zu begrenzen.

Wär­me­the­ra­pien eig­nen sich her­vor­ra­gend zur Selbst­be­hand­lung zu Hau­se. Mit einer Wärm­fla­sche kön­nen krampf­ar­ti­ge Beschwer­den z. B. im Unter­leib gelin­dert, mit einer Infra­rot-Lam­pe ver­spann­te Rücken­par­tien bestrahlt wer­den. Auch die Schwitz­kur im eige­nen Bett kann hel­fen, Infek­te schnel­ler zu überstehen.

Ach­tung: Soll­ten Schmer­zen trotz Wär­me­be­hand­lung bestehen blei­ben oder wie­der­keh­ren, muß ein Arzt kon­sul­tiert werden.

Die Wär­me, die von außen auf den Kör­per gebracht wird, setzt den kör­per­ei­ge­nen Tem­pe­ra­tur­aus­gleichs­me­cha­nis­mus (im Gegen­satz zur künst­li­chen Fie­ber­the­ra­pie) nicht außer Kraft. Des­halb kön­nen Wär­me­the­ra­pien — in einem ange­mes­se­nen Rah­men — unbe­denk­lich ange­wandt werden.

Wirkungsweise:

1. Die Fie­ber­the­ra­pie will durch die inne­re Über­wär­mung des Kör­pers eine Erhö­hung der Stoff­wech­sel­tä­tig­keit errei­chen und Krank­heits­kei­me abtö­ten. Die nega­ti­ve und gefähr­li­che Fol­ge ist, daß Herz und Kreis­lauf stark belas­tet wer­den und bei einer Tem­pe­ra­tur von 42°C im Kör­per­in­ne­ren Gewe­be geschä­digt wer­den kann. Des­halb wird die­se The­ra­pie nur in Aus­nah­me­fäl­len eingesetzt.

2. Äuße­re Über­wär­mungs­rei­ze wir­ken nur auf ober­fläch­li­ches Kör­per­ge­we­be, sie drin­gen nicht bis in den Kör­per­kern vor. Des­halb sind sie weni­ger belas­tend für Herz und Kreis­lauf. Die äuße­ren Wär­me­rei­ze erwei­tern die Blut­ge­fä­ße und för­dern die Durch­blu­tung der Haut, der Mus­keln und der Orga­ne. Dadurch kön­nen sich schmerz­haf­te Ver­kramp­fun­gen lösen.

Bestimm­te Ner­ven in der Haut neh­men den Wär­me­reiz auf und lei­ten ihn zum “Schmerz­zen­trum” des Gehirns wei­ter. Dort wird auf­grund der Wär­me­rei­ze das Schmerz­emp­fin­den stark her­ab­ge­setzt, so daß der Pati­ent eine Schmerz­lin­de­rung verspürt.

Die­se ist mit einem Ent­span­nungs­zu­stand ver­bun­den, der sich nicht nur auf den Kör­per, son­dern auch auf die See­le aus­deh­nen kann. Par­ti­ell ein­ge­setz­te Wär­me­rei­ze hel­fen gegen Mens­trua­ti­ons­be­schwer­den, Mus­kel­ver­span­nun­gen, Neur­al­gi­en, Gelenk­rheu­ma­tis­mus und eini­ge Ent­zün­dun­gen (Arzt fra­gen!). Eine Über­wär­mung kann auch Teil einer ande­ren The­ra­pie sein. Sie kann z. B. die Mus­keln für eine Mas­sa­ge vorbereiten.

Wird der gan­ze Kör­per (z.B. bei einer Schwitz­kur) erwärmt, ver­sucht er sei­ne natür­li­che Kör­per­tem­pe­ra­tur zu erhal­ten. Er son­dert Was­ser über die Haut ab, um sie zu küh­len, das heißt er schwitzt. Mit dem Schwit­zen wer­den schäd­li­che Stof­fe und Krank­heits­er­re­ger aus­ge­lei­tet. Der Volks­mund nennt die­sen Effekt “sich gesund schwit­zen”. Sol­che Schwitz­ku­ren eig­nen sich zur Bekämp­fung von grip­pa­len Infek­ten und Erkältungskrankheiten.

Über­wär­mungs­the­ra­pien wer­den auch in der Krebs­be­hand­lung ein­ge­setzt, da sich eini­ge Krebs­zel­len­ar­ten als hit­ze­emp­find­lich erwie­sen haben. Die­se Hyper­ther­mie­be­hand­lung ist jedoch nur im Anfangs­sta­di­um einer Krebs­er­kran­kung möglich.

Status:

Wär­me­the­ra­pien sind in Schul­me­di­zin und Natur­heil­kun­de glei­cher­ma­ßen aner­kannt und wer­den als eige­ne The­ra­pie oder im Zusam­men­hang mit ande­ren Behand­lun­gen eingesetzt.

Quel­le
© Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Honos Ver­la­ges, Köln, 2010.

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