Armes Haiti – versickerte Spendenhilfe. Folge: Cholera

Wenigs­tens 195 Mil­lio­nen Euro haben allein deut­sche Spen­den­samm­ler für die Erd­be­ben­op­fer in Hai­ti bis März 2010 ein­ge­sam­melt. Eine beacht­li­che Sum­me! Welt­weit sind immer­hin meh­re­re Mil­li­ar­den Euro an pri­va­ter und öffent­li­cher Hil­fe für das ärms­te Land der Erde zusam­men­ge­kom­men. Dem schlech­ten Gewis­sen sei Dank.

Klar ist, dass dies Geld bei den zumeist gemein­nüt­zi­gen Sam­mel-Orga­ni­sa­tio­nen sicher ange­kom­men ist. Klar ist auch, dass wegen des hohen Spen­den­auf­kom­mens wohl bei kei­ner der vie­len, vie­len Nicht-Regie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen (NGO – non-govern­men­tal orga­ni­sa­ti­on) kein ein­zi­ger der gut bezahl­ten Arbeits­plät­ze gestri­chen und kei­nes der Vor­stand­ge­häl­ter gekürzt wor­den ist.

Kaum kon­trol­lier­bar ist hin­ge­gen, wo die Hilfs-Mil­li­ar­den für Hai­ti ver­si­ckern. Auf Hai­ti selbst zumin­dest sickert vor allem erre­ger-ver­seuch­tes Was­ser, das unter ande­rem Cho­le­ra auslöst. 

Die Vor­stän­de der NGO rech­nen einem immer ger­ne vor, wo die Spen­den letzt­lich blei­ben, es gibt sogar einen Spen­den-TÜV. Heilpflanzen-Welt.de rech­net ein­mal umgekehrt: 

Ein ein­fa­cher Kera­mik-Was­ser­fil­ter, für des­sen Betrieb ledig­lich ein Was­ser­ei­mer und Was­ser in fast belie­bi­gem Zustand nötig ist, kos­tet im Ein­kauf viel­leicht 20 Euro, wenn es hoch kommt sogar 30 Euro. Selbst wenn eine Hilfs-Orga­ni­sa­ti­on die Fil­ter zum End­kun­den-Preis von 60 Euro ein­kau­fen wür­den, hät­ten sie mit dem in Deutsch­land ein­ge­sam­mel­ten Geld – je nach Preis – zwi­schen 3,3 bis 9,8 Mil­lio­nen die­ser Was­ser­fil­ter kau­fen können.

Den Trans­port hät­te sicher ger­ne die Bun­des­wehr über­nom­men. Der Clou: Die Low-Tech-Gerä­te fil­tern pro Stun­de 5 Liter Was­ser, also alle zusam­men bis zu einer Mil­li­ar­den Liter keim­frei­es, sau­be­res Trink­was­ser pro Tag. Das wären für jeden ein­zel­nen der 9 Mil­lio­nen Hai­tia­ner rund 130 Liter am Tag. Die nöti­gen Was­ser­ei­mer und die zur gele­gent­li­chen Außen­rei­ni­gung der Fil­ter nöti­gen Bürst­chen kön­nen gut aus dem Hai­ti-Spen­den­auf­kom­men der Schwei­zer bezahlt wer­den (71 Mil­lio­nen EUR).

Natür­lich ist das nur ein Rechen­bei­spiel! Natür­lich braucht nie­mand täg­lich soviel sau­be­res Trink­was­ser, um gesund zu blei­ben! Selbst­ver­ständ­lich sind Was­ser­wer­ke mit sau­be­rem Trink­was­ser und ver­nünf­ti­ge Was­ser­lei­tun­gen über­all im Land die idea­le Lösung. Doch die gab es schon vor dem Erd­be­ben in vie­len Tei­len des Lan­des nicht. 

Gera­de dort, bei den Ärms­ten der Armen, wäre eine ein­fa­che, dezen­tra­le Was­ser­auf­be­rei­tung in Eigen­ver­ant­wor­tung der Men­schen eine sinn­vol­le Lösung. Doch so etwas hat das Tech­ni­sche Hilfs­werk und ande­re NGOs nur für die eige­nen Mit­ar­bei­ter zur Ver­fü­gung. Scha­de eigent­lich. Hil­fe könn­te so ein­fach sein, wenn es um Hil­fe ginge! 

Wei­te­re Informationen

* Deut­sches Zen­tral­in­sti­tut für sozia­le Fra­gen (DZI): Deutsch­land: 195 Mil­lio­nen Euro Spen­den für Hai­ti (Pres­se­mit­tei­lung). Ber­lin, 12. März 2010 (https://www.dzi.de/pressemitteilungen/DZI-PM_Haiti_12Maerz10.pdf).

* Fir­men­in­for­ma­ti­on zu “Kata­dyn Siphon – Der ein­fachs­te Was­ser­fil­ter der Welt” (https://katadynch.vs31.snowflakehosting.ch/fileadmin/user_upload/katadyn_products/Downloads/Factsheet_Siphon_DE.pdf).

PS: Es geht manch­mal sogar noch ein­fa­cher – ich zitie­re aus einer eige­nen Nach­rich­­ten­a­gen­­tur-Mel­­dung von 14. August 1992!

Moder­ne Plas­tik­fla­schen als Schutz vor Cholera?

Qui­to. Bak­te­ri­en­ver­seuch­tes Trink­was­ser kann in Plas­­tik- und Glas­fla­schen des­in­fi­ziert wer­den, wenn die Fla­schen aus­rei­chend lan­ge ultra­vio­let­tem Son­nen­licht aus­ge­setzt wer­den, haben jetzt ame­ri­ka­ni­sche Ärz­te in Quito/​​Ecuador her­aus­ge­fun­den. Die For­scher infi­zier­ten sau­be­res Luft­was­ser mit Vibrio cho­le­ra, dem Erre­ger der in Süd­ame­ri­ka sich immer wei­ter aus­brei­ten­den Cho­le­ra. Wur­de das in den han­dels­üb­li­chen Plas­tik­fla­schen abge­füll­te Was­ser 3 Stun­den dem Son­nen­licht aus­ge­setzt, ver­min­der­te sich die Zahl leben­der Erre­ger um das 1000-fache. In Glas­fla­schen dau­er­te es 1,5 Stun­den län­ger. Aber: Dies funk­tio­nier­te nur in grö­ße­ren Höhen (Qui­to: 2850 Meter über dem Mee­res­spie­gel), da dort noch viel ultra­vio­let­te Son­nen­strah­len den Boden erreicht. Bei einer Wie­der­ho­lung des Expe­ri­ments in San­to Domingo/​​Ecuador (500 Meter) ver­mehr­te sich die Keim­zahl dage­gen leicht, heißt es im Fach­blatt ‘The Lan­cet’. Das Ver­fah­ren kann des­we­gen nicht gene­rell zur Cho­­le­ra-Prä­­ven­­ti­on emp­foh­len werden.

Quel­le: MacKen­zie TD, Elli­son RT 3rd, Mos­tow SR: Sun­light and cho­le­ra. Lan­cet. 1992 Aug 8;340(8815):367.

Anmer­kung Okto­ber 2010: Hai­ti hat vie­le Ber­ge mit hoher UV-Dich­­te im Son­nen­licht. Klar ist natür­lich, dass das ver­wen­de­te Was­ser mög­lichst schmutz­frei sein soll­te, damit die Ent­kei­mung mit UV-Son­­nen­­licht funk­tio­niert (wei­te­re Infos zur Solar-Des­in­­fek­­ti­on https://www.sodis.ch). In Not­stands­ge­bie­ten wie Hai­ti ist die mecha­ni­sche Fil­te­rung die Grund­la­ge für sau­be­res Trinkwasser.

Autor
• Rai­ner H. Buben­zer, Heil­pflan­­zen-Welt (26. Okto­ber 2010).

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