Weide: Die Alleskönnerin

Weide (<em>Salicacea</em>)
Wei­de (Sali­cacea)

Den Wirk­stof­fen der Wei­de ver­dankt das Aspi­rin sei­nen Erfolg. Wei­den­rin­den­prä­pa­ra­te wir­ken gegen Schmer­zen, Fie­ber und Ent­zün­dun­gen und hel­fen bei Rheu­ma – mit gerin­gen Nebenwirkungen.

Die Wei­de ist eine viel­ge­stal­ti­ge Pflan­ze. Nicht nur bota­nisch, son­dern auch von ihren Wirk­stof­fen her. An ihr kann auf­ge­zeigt wer­den, wie die Phar­ma­ko­lo­gie das Bou­quet der vie­len Inhalts­stof­fe einer Heil­pflan­ze auf eine ana­ly­tisch beschreib­ba­re und ver­mu­te­te Haupt­wirk­form redu­ziert wird: Näm­lich auf die Sali­cyl­säu­re. Sie wird seit Mit­te des 19. Jahr­hun­derts syn­the­tisch in che­misch ver­än­der­ter Form – als Ace­tyl­sa­li­cyl­säu­re (ASS) – welt­weit mas­sen­haft her­ge­stellt (50.000 Ton­nen). ASS gilt als Uni­ver­sal­mit­tel gegen Schmer­zen und Fie­ber. Doch bei der Syn­the­se wur­de Wesent­li­ches in der Heil­pflan­ze zurück­ge­las­sen: Die Neben­wir­kungs­frei­heit. Wie sie tat­säch­lich fie­ber­sen­kend, anti­ent­zünd­lich und schmerz­lin­dernd wirkt, bleibt wei­ter­hin ein Geheim­nis – den­noch ist ihre Wirk­sam­keit wis­sen­schaft­lich anerkannt.

Doch zunächst einen Schritt zurück. Die Wei­de gehört mit etwa 300–500 Arten zur gros­sen Fami­lie der Wei­den­ge­wäch­se (Sali­cacea). Durch die Bota­nik kann die Viel­ge­stal­tig­keit der Pflan­ze bild­haft vor Augen geführt wer­den: Denn noch nicht ein­mal in ihrem Aus­se­hen will sie sich fest­le­gen – sie wächst als Baum oder Strauch. Genau­so ver­hält es sich mit ihren Blät­tern. Die­se kön­nen rund, schmal oder lan­zett­för­mig aus­ge­bil­det sein. Manch­mal haben selbst Exper­ten Schwie­rig­kei­ten bei der Bestim­mung, weil sich leicht Bas­tar­de ent­wi­ckeln. Die ein­zi­ge Gemein­sam­keit in der gros­sen Fami­lie ist die Vor­lie­be für feuch­ten Unter­grund. Die Pflan­ze ist in Euro­pa, Asi­en und Nord­ame­ri­ka ansäs­sig. Wobei sie sich mit Wider­stands- und Anpas­sungs­fä­hig­keit ihr Über­le­ben sichert. Die Wei­de wächst sogar in alpi­nen Höhen als Zwerg­strauch (Cha­moe­tia=Unter­gat­tung, krie­chen­de Sträu­cher). Fin­det die Wei­de opti­ma­le Bedin­gun­gen vor und wird nicht gefällt, kann sie sich zu einem statt­li­chen Baum von bis zu 30 Metern Höhe entwickeln.

Die Entdeckung: Salicin

In ihrer medi­zi­ni­schen Anwend­bar­keit ist die Wei­de eben­so man­nig­fal­tig. Sel­ten gibt es Phy­to­phar­ma­ka, die gleich drei Wirk­for­men auf sich ver­ei­nen. Die Wei­de (Rin­de) jedoch ent­hält fie­ber­sen­ken­de (anti­py­re­tisch), ent­zün­dungs­hem­men­de (anti­phlo­gis­tisch) und schmerz­lin­dern­de (anal­ge­tisch) Wirk­stof­fe. In der tra­di­tio­nel­len Volks­me­di­zin wur­de sie bis ins 18. Jahr­hun­dert hin­ein breit ein­ge­setzt. Durch neue natur­wis­sen­schaft­li­che Fähig­kei­ten und Tech­ni­ken zu Beginn des 19. Jahr­hun­derts ent­deck­ten Che­mi­ker einen beson­de­ren Wirk­stoff der Wei­den­rin­de und iso­lier­ten ihn: Sali­cin. Es wur­de müh­sam aus Wei­den­rin­den extra­hiert. Schnell zeig­te sich, dass die­ses Schmerz­mit­tel kei­nen Erfolg haben konn­te: Zum einen war es stark brech­reiz­erre­gend zum ande­ren zeich­ne­te sich bald eine Roh­stoff-Knapp­heit ab. Denn Wei­den­zwei­ge dien­ten damals vor­wie­gend zur Her­stel­lung von Flecht­wa­ren (Kör­be, Kie­pen, beim Bau von Fach­werk). Dem Che­mi­ker Her­mann Kol­be (1818–1884) gelang ein Aus­weg: Er schaff­te die elek­tro­ly­ti­sche Her­stel­lung von Sali­cyl­säu­re und schuf die Mög­lich­keit für eine kos­ten­güns­ti­ge, syn­the­ti­sche Her­stel­lung des Wirk­stoffs. Doch auch sei­ne Neben­wir­kun­gen (Magen­schä­di­gun­gen, Blu­tun­gen) erwie­sen sich als untrag­bar. Erst als 1897 Felix Hoff­mann gelang, die Sali­cyl­säu­re in Ace­tyl­sa­li­cyl­säu­re (ASS) umzu­wan­deln (damit die schwe­ren Neben­wir­kun­gen abzu­mil­dern) und in Rein­syn­the­se her­zu­stel­len, war der Sie­ges­zug des extra­hier­ten Wirk­stoffs der Wei­de (bekannt unter Aspi­rin) nicht mehr aufzuhalten.

Volksmedizinische Anwendungen:

Schon die alten Ägp­ter haben der Nach­welt hie­ro­gly­phi­sche Wei­den-Rezep­tu­ren gegen schmerz­haf­te Wun­den, Ent­zün­dun­gen und Schwel­lun­gen hin­ter­las­sen. Hip­po­kra­tes (460–377 v. Chr.) emp­fahl Wei­den-Auf­güs­se gegen Gelenk­ent­zün­dun­gen oder Fie­ber. Dio­s­ku­r­i­des (1. Jahrh. n. Chr.) hat­te eine “zusam­men­zie­hen­de” Wir­kung (adstrin­gie­rend) beob­ach­tet und ver­ord­ne­te Wei­de in gepul­ver­ter oder wäss­ri­ger Form gegen Blut­spei­en, Ohren- oder Augen­lei­den. Von den Ger­ma­nen und Kel­ten berich­te­ten römi­sche Geschichts­schrei­ber, dass die Bar­ba­ren Wei­de­zwei­ge aus­koch­ten. Die wäss­ri­gen Aus­zü­ge wur­den dann getrun­ken oder als Umschlä­ge gegen schmer­zen­de Glie­der oder schlecht hei­len­de Wun­den eingesetzt.

Zur Schmerzbehandlung und Blutverdünnung

Heu­te wer­den ASS-Prä­pa­ra­te als Uni­ver­sal­mit­tel zur all­ge­mei­nen Schmerz­lin­de­rung, bei vor­über­ge­hen­den Unpäss­lich­kei­ten, Kopf­weh oder bei Fie­ber ein­ge­nom­men. Sie sind im OTC-Arz­nei­mit­tel­markt (Over the Coun­ter) rezept­frei zur Selbst­me­di­ka­ti­on ver­füg­bar. ASS-Prä­pa­ra­te sind aber auch Teil der medi­zi­ni­schen Behand­lung von chro­nisch schmerz­haf­ten Erkran­kun­gen des Bewe­gungs­ap­pa­ra­tes oder wer­den lang­fris­tig als “Blut­ver­dün­ner” zur Vor­beu­gung von Zweit­in­fark­ten des Her­zens ein­ge­nom­men (“Sekun­där­pro­phy­la­xe”). Ärzt­lich ver­ord­net wird ASS bei Erkran­kun­gen des rheu­ma­ti­schen For­men­kreis, bei dege­ne­ra­ti­ven oder ent­zünd­li­chen Gelenk­er­kran­kun­gen (Arthro­se, chro­ni­sche Poly­ar­thri­tis), Wir­bel­säu­len- (Mor­bus Bech­te­rew) oder weich­teil­rheu­ma­ti­schen Erkran­kun­gen (Fibro­my­al­gie).

Schwere Nebenwirkungen inbegriffen

In Deutsch­land Mil­lio­nen Betrof­fe­ne. Eine kau­sa­le Hei­lung ist heu­te, trotz inten­si­ver For­schung, immer noch aus­ge­schlos­sen. Rheu­ma­ti­ker erhal­ten indi­vi­du­el­le, sym­pto­ma­ti­sche The­ra­pien, da sich die Erkran­kung sehr unter­schied­lich dar­stellt. Rheu­ma-Initia­ti­ven emp­feh­len eine mög­lichst frü­he The­ra­pie, um so die Chan­ce auf ein nor­ma­les Leben zu erhö­hen. Grund­sätz­lich wird zwi­schen einer Akut-The­ra­pie (schmerz­lin­dern­de, ent­zün­dungs­hem­men­de Medi­ka­ti­on) und einer Lang­zeit- oder Basis-The­ra­pie (Ver­such lang­fris­tig die Ent­zün­dungs­pro­zes­se zu stop­pen, z. B. mit Immun­sup­pres­si­va) unter­schie­den. In mil­de­ren Fäl­len wird meis­tens auf nicht-stero­dia­le Anti­rheu­ma­ti­ka (NSAR) gesetzt, die Ent­zün­dun­gen und Schmer­zen hem­men. Ihr gros­ser Nach­teil: Sie grei­fen die Magen-Darm­schleim­haut an, kön­nen Nie­ren schä­di­gen und/​oder den Blut­druck erhö­hen. Eine neue Gene­ra­ti­on der NSAR, Cox2-Hem­mer, sind zwar magen­scho­nen­der, dafür erhö­hen sie das Herz­in­farkt- und Schlag­an­fall­ri­si­ko und sind weit­ge­hend wie­der vom Markt genom­men wor­den. Auch ASS wird in der Rheu­ma­the­ra­pie ver­schrie­ben. Der iso­lier­te Wirk­stoff greift bei lang­fris­ti­ger Anwen­dung eben­falls die Magen­schleim­haut an.

Rheu­ma wird als Ober­be­griff ver­wen­det für zum Teil sehr unter­schied­li­che Erkran­kun­gen. Sie gehen meis­tens mit Schmerz und Bewe­gungs­ein­schrän­kun­gen ein­her. Ver­schie­de­ne Haupt­grup­pen wer­den unter­schie­den, wobei die dege­ne­ra­ti­ven Erkran­kun­gen wie Arthro­sen am häu­figs­ten vor­kom­men. Wei­te­re Erkran­kun­gen: Die ent­zünd­li­che Gelenk­er­kran­kung oder rheu­ma­to­ide Arthri­tis (chro­ni­sche Poly­ar­thri­tis), die ent­zünd­li­che Wir­bel­säu­len­er­kran­kung Mor­bus Bech­te­rew. Zur weich­teil­rheu­ma­ti­schen Erkran­kung wird die Fibro­my­al­gie gezählt, bei der Mus­keln wie Seh­nen schmer­zen. Osteo­po­ro­se und Gicht gehö­ren zu den Stoff­wech­sel­er­kran­kun­gen. [1]

Breite Wirk-Palette

Für Men­schen, mit leich­ten bis mit­tel­schwe­ren rheu­ma­ti­schen oder Gelenk-Beschwer­den besteht die Mög­lich­keit, auf Wei­den­rin­den-Extrak­te aus­zu­wei­chen (Assa­lix®, Arko­caps®). So wird in der Mono­gra­phie der ESCOP (Euro­pean Sci­en­ti­fic Coöpe­ra­ti­ve on Phy­to­the­ra­py) Wei­den­rin­den-Extrakt für die­se Indi­ka­ti­on emp­foh­len. Die vor­ge­schla­ge­ne Tages­do­sis liegt bei 240 Mil­li­gramm Salicin/​Tag. Sie ist damit höher als die Emp­feh­lung der Kom­mis­si­on E vom Bun­des­amt für Gesund­heit (Deutsch­land), die bei Extrak­ten maxi­mal bei 120 Milligramm/​Tag liegt. Im Unter­schied zu den syn­the­ti­schen nicht-ste­ro­ida­len Anti­rheu­ma­ti­ka besitzt der Wei­den­rin­den­ex­trakt ein brei­te­res Wir­kungs­spek­trum bei gerin­ge­ren Neben- oder Wech­sel­wir­kun­gen. Es wirkt anti­ent­zünd­lich und hemmt unter ande­rem ein Enzym (COX = Cycloxy­ge­na­se), dass wesent­li­che Ent­zün­dungs­pro­zes­se bio­che­misch unter­stützt. Die kom­ple­xe Zusam­men­wir­ken der unter­schied­li­chen Wirk­stof­fe der Wei­den­rin­de ist noch nicht geklärt. Es wird ver­mu­tet, dass zum Bei­spiel die Fla­vo­no­ide (Nar­in­gen­in, Cate­chin, Eri­odic­tyol) auch bei der Ent­zün­dungs­hem­mung nicht unwe­sent­lich bei­tra­gen. Ein­deu­tig ist jedoch, dass im Gegen­satz zu der syn­the­ti­schen ASS beim pflanz­li­chen Wei­den­rin­de-Ein­satz kei­ne Rei­zung der Magen­schleim­haut auf­tre­ten. Bei gele­gent­lich auf­tre­ten­den Über­emp­find­lich­kei­ten wie Übel­keit oder Magen­druck wird ange­nom­men, dass die­se durch Gerb­säu­re aus­ge­löst wer­den. Die Hem­mung der Blut­ge­rin­nung ist gerin­ger als bei dem Ein­satz von Ace­tyl­sa­li­cyl­säu­re, wodurch uner­wünsch­te Blu­tun­gen nicht vor­kom­men. Aller­dings kann es auch bei dem Phy­to­prä­pa­rat zu all­er­gi­schen Reak­tio­nen kom­men bei Men­schen die schon auf gerin­ge Sali­cy­lat-Men­gen reagieren.

Verbesserte Lebensqualität

Die Schmerz­lin­de­rung in der Rheu­ma­to­lo­gie wur­de durch ver­schie­de­ne Stu­di­en belegt. Rein­hard Sal­ler und ande­re unter­such­te bei­spiels­wei­se am Insti­tut für Natur­heil­kun­de, Zürich, einen Wei­den­rin­den-Extrakt unter Pra­xis­be­din­gun­gen in der Schweiz. An der Stu­die nah­men 204 Ärz­te teil, die den Extrakt an 763 Pati­en­ten mit unter­schied­lich rheu­ma­tisch beding­ten Schmer­zen ver­ord­ne­ten [2]. Die Stu­di­en­dau­er erfolg­te über 6–8 Wochen. Über den Zeit­raum wur­den Daten über Schmerz­in­ten­si­tät, Beein­träch­ti­gung im täg­li­chen Leben oder eine über­grei­fen­de Beur­tei­lung von Wirk­sam­keit und Ver­träg­lich­keit erho­ben. Zusam­men­fas­send stell­te Sal­ler dar, dass der unter­such­te Wei­den­rin­den-Extrakt ins­ge­samt gut ver­tra­gen wur­de und kei­ner­lei uner­war­te­te Neben­wir­kun­gen auf­tra­ten. Die Lebens­qua­li­tät ver­bes­ser­te sich bei 27,3 Pro­zent der Pati­en­ten. 4,3 Pro­zent berich­te­ten von uner­wünsch­ten Neben­wir­kun­gen des Ver­dau­ungs­sys­tems (3,1%) und der Haut (1,6%). Der Extrakt besitzt eine mode­rat anal­ge­ti­sche Wirk­sam­keit bei Rücken­schmer­zen, Weich­teil­rheu­ma, ent­zünd­li­chen Gelenk­er­kran­kun­gen und Arthrose.

Gegen Rücken- und andere Schmerzen

Inhaltstoffe der medizinal verwendeten Weidenarten:

In der Natur­heil­kun­de sind fol­gen­de Arten ver­tre­ten: Salix alba LINNE, S. fra­gi­lis L., S. pen­t­an­dra L., Salix pur­pu­rea L., S. daphe­no­ides VILLARS u.a. Als ihre Haupt­in­halts­stof­fe gel­ten Sali­cyl­al­ko­hol­gly­ko­si­de ( Sali­cin, Sali­re­po­sid, Sali­cor­t­in, Fra­gi­lin, Pice­in u.a. ), Fla­vo­no­ide, Phe­nol­car­bon­säu­ren und Gerb­stof­fe. Wirk­wei­se: Das Sali­cin wird im Darm zu Sali­cal­al­ko­hol und Glu­co­se gespal­ten und dann in der Leber zu Sali­cyl­säu­re ( C7 H6 O3, 2‑Hydroxybenzoesäure ) umgewandelt.

Eine Ver­gleichs­stu­die (1999) wur­de mit 451 Pati­en­ten mit aku­ten Rücken­schmer­zen an der Uni­ver­si­tät Frank­furt von Sig­run Chru­bas­ik und Kol­le­gen durch­ge­führt [3]. Die Pati­en­ten erhiel­ten auf­ge­teilt in drei Grup­pen ent­we­der ein Wei­den­rin­den­rin­den-Prä­pa­rat (240 Mil­li­gramm Sali­cin als Mono­the­ra­pie oder Cothe­ra­pie mit NSAR, n=112), ein Wei­den­rin­den-Prä­pa­rat (120 Mil­li­gramm, n=115) oder kon­ven­tio­nel­le The­ra­pie mit syn­the­ti­schen NSAR, Ner­ven­blo­cka­den, manu­el­le The­ra­pie, Elek­tro­the­ra­pie (n=224). Die Grup­pe, die 240 Mil­li­gramm Wei­den­prä­pa­rat erhal­ten hat­te, zeig­ten die bes­ten Behand­lungs­er­geb­nis­se. Die Schmerz­frei­heit wur­de mit dem Arhu­ser Rücken­schmerz- und glo­ba­len Schmerz­in­dex erfasst (Ver­gleichs­maß­stab für Schmer­zen beim Sit­zen, Ste­hen, Gehen, Lie­gen wäh­rend der Nacht). Das Wei­den­rin­den-Prä­pa­rat wur­de gut ver­tra­gen, über­dies war die­se Behand­lungs­form wesent­lich kos­ten­güns­ti­ger als die der Ver­gleichs­grup­pe mit NSAR.

Wei­den­rin­den-Extrak­te kön­nen auch noch bei ande­ren Schmerz­for­men Kopf­schmer­zen, Schmer­zen nach Ope­ra­tio­nen oder fie­ber­haf­ten Erkäl­tun­gen hel­fen. Die schmerz­lin­dern­de Wir­kung tritt je nach Chro­ni­zi­tät der Schmer­zen mehr oder weni­ger schnell ein. Bei aku­ten Schmer­zen kann aller­dings kei­ne sofor­ti­ge Schmerz­frei­heit erzielt werden.

Signaturenlehre am Beispiel der Weide

Para­cel­sus gilt als Vater der Signa­tu­renleh­re. Sei­ne grund­le­gen­de Idee war, dass Gott dem Men­schen für jede Erkran­kung auch eine Heil­pflan­ze zur Ver­fü­gung stel­le. Der Mensch müs­se nur die Zei­chen (Signa­tur) erken­nen. Also such­te der er bei sei­nen Betrach­tun­gen von den Ent­spre­chun­gen äus­se­rer Eigen­schaf­ten (Gestalt, Far­be) bei Pflan­zen oder Mine­ra­li­en auf deren mög­li­che Arz­nei-Wir­kun­gen zu schlies­sen. Im Sin­ne Para­cel­sus kann also gesagt wer­den: Gott lässt die Wei­de als Heil­mit­tel neben der Quel­le des Übels wach­sen. Denn schliess­lich gedeiht sie am Ufer von Gewäs­sern, deren feuch­tes Kli­ma Rheu­ma­tis­mus ent­ste­hen lässt…

Kaum eine ande­re Pflan­ze benö­tigt Was­ser so zum Über­le­ben wie die Wei­de. Sie kann sogar “bis zu den Knien dar­in ste­hen” ohne zu ver­fau­len. Im Mit­tel­al­ter wur­de sie des­halb als Mit­tel gegen “nas­se Füs­se” also Erkäl­tungs­krank­hei­ten verabreicht.

Alber­tus Magnus (Theo­lo­ge, Natur­for­scher um 1200 n. Chr.) sah in ihrer wäss­ri­gen Eigen­art die Mög­lich­keit, sexu­el­le, über­bor­den­de Trie­be abzu­küh­len. Nun ist Was­ser seit jeher auch das bild­haf­te Ele­ment für mensch­li­che Gefüh­le (“jemand hat nahe am Was­ser gebaut”). In der Gefühls­welt ist der Schmerz eine ein­drück­li­che, bedro­hen­de, war­nen­de Sin­nes­emp­fin­dung, der im Fal­le des Rheu­ma­tis­mus als chro­ni­sches Ent­zün­dungs­zei­chen die Lebens­qua­li­tät stark ein­schränkt. Aulus Cor­ne­lus Cel­sus (25 v. Chr.) beschrieb als ers­ter die noch heu­te gül­ti­gen Zei­chen der Ent­zün­dung, unter denen Rheu­ma­ti­ker lei­den: Calor (lat. Hit­ze), Rubor (lat. Hautrö­te bei Ent­zün­dung), Tumor (lat. Schwel­lung) und Dolor (lat. Schmerz). Galen (130 – 201 nach Chris­tus) ergänz­te sie mit der Funk­ti­ons­ein­schrän­kung (lat. Func­tio laesa).

Die Wirk­stof­fe der was­ser­lie­ben­den Wei­de hel­fen nun im Sin­ne des Cel­sus, das Feu­er der rheu­ma­ti­schen Ent­zün­dung aus den Gelen­ken zu ver­trei­ben: Wie die Feu­er­wehr, löscht ihr Was­ser das Feu­er in den Gelen­ken. Die Wei­den­wirk­stof­fe machen Gelen­ke wie­der funk­ti­ons­fä­hig (den bieg­sa­men Wei­den­zwei­gen gleich), indem Was­ser­an­samm­lun­gen des Kör­pers (Öde­me) regu­liert und die ent­zünd­li­chen Schwel­lun­gen auf­ge­löst oder abge­mil­dert wer­den. Das glei­che pas­siert mit dem Schmerz, der nun sei­ne Warn­funk­ti­on ver­lie­ren kann.

Autorin
• Mari­on Kaden, natür­lich leben (2005).
Quel­len
1. www.rheuma-liga.de Fak­ten über Rheu­ma PDF
2. Sal­ler R, Mel­zer J, Fel­der M: Pain Reli­ef with a Pro­prie­ta­ry Extra­ct of Wil­low Bark in Rheu­ma­to­lo­gy. An Open Tri­al. Aus Schwei­ze­ri­sche Zeit­schrift für Ganz­heits­Me­di­zin 2008; 20 (3): 156–162, Ver­lag für Ganz­heits­me­di­zin, Basel.
3. Chru­bas­ik S, Kün­zel O, Acker A: Poten­ti­al eco­no­mic impact of using a pro­prie­ta­ry wil­low bark extra­ct in out­pa­ti­ent tre­at­ment of low back pain. Aus The Ame­ri­can Jour­nal of Medi­ci­ne. Vol. 109, No 1, 1 July 2000, pp 9–14.
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