Überlebenskünstler Pilze

Pil­ze sind ent­wick­lungs­ge­schicht­lich eine der ältes­ten Lebe­we­sen über­haupt. Kein Wun­der also, dass sie im Lau­fe der Evo­lu­ti­on die viel­fäl­tigs­ten Über­le­bens­stra­te­gien ent­wi­ckel­ten. Sie bevöl­kern die Erde über­all und zum Teil in einem Aus­maß, wel­ches vie­len Men­schen nicht bewusst ist. Pil­ze kön­nen gro­ße Schä­den ver­ur­sa­chen, sind jedoch auch sehr nütz­li­cher Natur. Eine ihrer wesent­li­chen Auf­ga­ben: Schlie­ßung des Natur­kreis­laufs durch Zer­set­zung orga­ni­schen Materials.

Men­schen hal­ten sich ger­ne, wie die Bibel vor­schlägt, für die “Kro­ne der Schöp­fung”. Damit kann die Selbst­wahr­neh­mung ein­her gehen, dass sie die Welt beherr­schen – ein Trug­schluss, wie sich bei genaue­rer Betrach­tung leicht fest­stel­len lässt. Men­schen über­se­hen bei­spiels­wei­se zahl­rei­che Spe­zi­es schon des­halb, weil sie so klein sind: “100 Tril­lio­nen Bak­te­ri­en leben auf und in dem Men­schen (der selbst nur 10 Tril­lio­nen Zel­len hat!)”, gibt Rai­ner H. Buben­zer im Okto­ber-Leit­ar­ti­kel “Pflanz­li­che Anti­bio­ti­ka” zu beden­ken. In Anbe­tracht sol­cher Dimen­sio­nen, stellt sich die Fra­ge: Ist der Mensch tat­säch­lich ein selbst­stän­di­ger Orga­nis­mus oder gewäh­ren ihm die Bak­te­ri­en nur ein Lebens­recht, weil er nütz­lich als Wirt ist? Dass Men­schen rela­tiv wenig von den Zusam­men­hän­gen in der Welt wis­sen, stel­len For­scher jeden Tag fest. Erklä­run­gen wie Krank­hei­ten oder beson­de­re Phä­no­me­ne in Natur ent­ste­hen, unter­lie­gen Theo­rien, die sich rasch ändern kön­nen. In der medi­zi­ni­schen For­schung unter­liegt das aktu­el­le Wis­sen zum Bei­spiel sogar nur einer soge­nann­ten Halb­wert­zeit von nur drei Monaten.

Ande­re Spe­zi­es als die Bak­te­ri­en sind für uns eben­so wenig prä­sent: Pil­ze. Sie schu­fen sich im Lau­fe der Evo­lu­ti­on rie­si­ge Rei­che, oft­mals unter der Erde. Doch in wel­chem Aus­maß war noch bis vor drei Jah­ren nicht bekannt. Ame­ri­ka­ni­sche Wis­sen­schaft­ler sorg­ten dann für eine furio­se Ent­de­ckung: Sie hat­ten einen Hal­li­ma­sch (Armil­la­ria spp.) unter­sucht, des­sen Grö­ße sich über 880 Hekt­ar hin­zog. Dass es sich um ein und den sel­ben Orga­nis­mus han­del­te, sicher­ten die Wis­sen­schaft­ler durch gen­tech­ni­sche Unter­su­chun­gen ab. Seit­her gilt also ein Pilz als größ­ter und mit hoch­ge­rech­ne­ten 600 Ton­nen als schwers­ter Orga­nis­mus auf dem Land – denn über die Bewoh­ner in den Tie­fen der Mee­re wis­sen wir ohne­hin gar nichts, wie die Tief­see­for­schung gera­de beweist.

Äußerst anpassungsfähige Lebensformen

Von soge­nann­ten ech­ten Pil­zen (Eum­y­co­ta) sind unge­fähr 110.000 Arten bekannt. Die zumeist land­be­woh­nen­den Arten bil­den einen Vege­ta­ti­ons­kör­per aus Pilz­fä­den (Hyphen), die in ihrer Gesamt­heit als Mycel bezeich­net wer­den. Vie­le Pil­ze ent­wi­ckeln Frucht­kör­per, von denen etli­che wegen ihres Wohl­ge­schmacks die Begehr­lich­kei­ten von Pilz­samm­lern wecken. Bota­nisch wer­den Pil­ze als soge­nann­te Fäul­nis­be­woh­ner (Sapro­bi­on­ten) oder Schma­rot­zer (Para­si­ten) kate­go­ri­siert. Bei die­ser wenig schmei­chel­haf­ten Bezeich­nung las­sen Bota­ni­ker unbe­rück­sich­tigt, dass Pil­ze ent­wick­lungs­ge­schicht­lich eine der ältes­ten Daseins­for­men der Erde sind. Ihr Über­le­ben sicher­ten die­se anpas­sungs­fä­hi­gen Lebe­we­sen durch unter­schied­lichs­te Her­künf­te: So konn­ten Wis­sen­schaft­ler Ver­wandt­schaf­ten mit Algen, Schleim­pil­zen, Chi­tin­pil­zen, Flech­ten oder mehr­zel­li­gen Tie­ren nach­wei­sen. Doch zunächst soll die schon genann­te Kate­go­ri­sie­rung der Pilz­kund­ler (Myko­lo­gen) in die sapro­bi­on­ti­schen und para­si­tä­ren For­men zur Ein­füh­rung in die Pilz­kun­de aus­rei­chen: Die Sapro­bi­on­ten gehen eine Zweck­ge­mein­schaf­ten (Sym­bio­se) mit Pflan­zen ein. Vie­le Bäu­me bei­spiels­wei­se leben mit Pil­zen in sym­bio­ti­scher Form, das heißt vie­le Bäu­me sind ohne Pil­ze gar nicht über­le­bens­fä­hig. Denn sie lie­fern an ihren Baum­wirt was­ser­lös­li­che, lebens­wich­ti­ge Mine­ral­stof­fe und erhal­ten dafür zucker­hal­ti­ge Nähr­stof­fe aus der Foto­syn­the­se zurück. Nur Kas­ta­ni­en, Ulmen, Eschen und Ahorn kom­men ohne die Zweck­ge­mein­schaft mit Pil­zen aus.

Zerfall: Schließung des Naturkreislaufs

Die soge­nann­ten para­si­tä­ren Pilz­ar­ten unter­schei­den sich inner­halb ihrer Art eben­falls: Die einen bei­ein­träch­ti­gen ihre Wir­te (Pflan­zen und Tie­re) mehr oder weni­ger stark durch Befall. Ande­re Pilz­ar­ten töten ihren Wirt gleich ab, um dann durch sei­ne Zer­set­zung von ihm zu leben und ihre Art zu erhal­ten. Doch gleich wel­che Über­le­bens­form Pil­ze gewählt haben – sie zer­set­zen rund um den Glo­bus orga­ni­sches Mate­ri­al, und füh­ren es zurück in den Natur­kreis­lauf. Dabei ver­mö­gen Pil­ze die ver­schie­dens­te orga­ni­sche Sub­stra­te abzu­bau­en: Eine Art hat sich bei­spiels­wei­se auf die Koh­len­was­ser­stof­fe von Ben­zin, Ölen oder Teer spe­zia­li­siert. Die­ser Pilz sorgt für Ver­stop­fun­gen in Ben­zin­lei­tun­gen oder Kor­ro­si­on von Alu­mi­ni­um und damit für beträcht­li­che Schä­den im Flug­ver­kehr. Bekann­ter sind Pil­ze als Holz­zer­stö­rer: Im Wald wer­den abge­stor­be­ne Bäu­me vor­wie­gend durch Pil­ze abge­baut und sor­gen damit für den natür­li­chen Pro­zess des Wer­den und Ver­ge­hens in der Natur. Natür­lich wir­ken sie auch dort, wo sie nicht gebraucht wer­den: Der Schre­cken von Holz­haus- oder Fach­werk­haus­be­sit­zern ist vor allem der Haus­schwamm (Ser­pu­la lacrymans), der aus­ge­hend von “feuch­ten Stel­len” manch­mal selbst mit den gif­tigs­ten Che­mi­ka­li­en nicht auf­zu­hal­ten ist. Bei der Holz­zer­stö­rung gehen Pil­ze unter­schied­lich vor. Braun­fäu­le-Pil­ze ver­zeh­ren die Cel­lu­lo­se des Hol­zes. Sie las­sen den Lignin­an­teil des Hol­zes zurück, dass dann braun, quer­ris­sig und wür­fe­lig zer­fällt. Die Weiss­fäu­le-Pil­ze (Phel­li­nus igia­ri­us) hin­ge­gen bau­en Lignin und Cel­lu­lo­se ab. Sie schei­den Phe­nol­oxi­da­sen (Typ3-Kup­fer­pro­te­ine) aus, die das Holz aus­blei­chen und ris­sig wer­den las­sen. Bei­de Fäul­epilz­ar­ten sor­gen aller­dings gleich gründ­lich durch ihre Zer­set­zung dafür, dass das Holz sei­ne Druck- und Bie­ge­fä­hig­keit verliert.

Pilze in der Landwirtschaft

Selbst­ver­ständ­lich muss die Land­wirt­schaft mit Pil­zen rech­nen, denn schließ­lich lebt sie von der Natur. Bau­ern berei­ten ver­schie­de­ne Pilz­ar­ten seit Jahr­hun­der­ten Kopf­zer­bre­chen, weil Pflan­zen (und Tie­re) befal­len, schä­di­gen oder abtö­ten und manch­mal sogar Hun­gers­nö­te (zum Bei­spiel durch Phy­to­ph­tho­ra) ver­ur­sa­chen. Gegen­wär­tig wird davon aus­ge­gan­gen, dass von den 162 bekann­ten Pflan­zen-Infek­ti­ons­krank­hei­ten 83 Pro­zent durch Pil­ze ver­ur­sacht werden.[1] Die Infek­ti­on der Pflan­zen kann an den emp­find­li­chen Orga­nen der Wirts­pflan­zen wie Wur­zel­haa­ren, Blü­ten­blät­tern oder Nar­ben pas­sie­ren. Manch­mal genügt schon eine Pilz­spo­re, um die Pflan­ze zu infi­zie­ren. Pflan­zen ver­su­chen sich durch bei­spiels­wei­se Ver­di­ckung der Zell­wän­de oder Bil­dung von Abwehr­stof­fen (Gerb­stof­fe) zu weh­ren. Ihr erfolg­rei­cher Wider­stand ist von ver­schie­de­nen Fak­to­ren wie der gene­ti­schen Kon­sti­tu­ti­on, dem all­ge­mei­nen Gesund­heits­zu­stand oder Umwelt­fak­to­ren abhän­gig. Land­wir­te ver­su­chen ihre Pflan­zen zu schüt­zen. Ein natür­li­ches, alt bewähr­tes Mit­tel ist der all­jähr­li­che Frucht­wech­sel, um zu ver­hin­dern, dass Pilzer­re­ger und Pflan­zen­wir­te zusammen¬kommen. Seit die che­mi­sche Indus­trie erfolg­reich Ein­zug gehal­ten hat, wird durch Bei­zen des Saat­guts, Besprit­zen oder Bestäu­ben durch Anti­pilz­mit­tel (Fun­gi­zi­de) ver­sucht, den Pilz­be­fall schon vor der Saat­aus­brin­gung zu ver­hin­dern. Ein ande­rer Ansatz liegt in der Pflan­zen­züch­tung: Bau­ern oder Pflan­zen­züch­ter stre­ben Züch­tun­gen an, die sich Pilz-Krank­heits­er­re­gern gegen­über resis­tent zei­gen. In den letz­ten Jah­ren pro­bie­ren Wis­sen­schaft­ler dies auch mit Hil­fe der Gentechnologie.

Wichtige Grundlage: Das richtige Milieu

Ob die­se Bemü­hun­gen vom Erfolg gekrönt sein wer­den, ist frag­lich. Denn gen­tech­no­lo­gisch ver­än­der­te Pflan­zen benö­ti­gen spe­zi­el­le Böden, Dün­ger, Pes­ti­zi­de und sind ohne die­se Maß­nah­men nicht über­le­bens­fä­hig. Des­halb wün­schen sich Kri­ti­ker eine Abkehr von die­sem Weg, der meist nur wei­te­re Abhän­gig­kei­ten der Bau­ern von Pflan­zen­züch­tern oder Dün­ge­her­stel­lern erzeugt. Außer­dem sehen Kri­ti­ker zukünf­ti­ge Gefah­ren, die gegen­wär­tig zum Bei­spiel mit der Durch­seu­chung der Böden mit den spe­zi­el­len Pes­ti­zi­den oder gen­tech­no­lo­gisch ver­än­der­ten Pflan­zen­ma­te­ri­al noch nicht abzu­se­hen sind. Klar ist: Die Pil­ze, die in der Evo­lu­ti­on län­ger bestehen als die meis­ten Erd­be­woh­ner, ler­nen wei­ter und wer­den auch die gen­tech­nisch ver­än­der­ten Pflan­zen in die Natur zurück­füh­ren. Und wenn die Böden durch bei­spiels­wei­se Über­dün­gung geschwächt sind, wach­sen dort nicht beson­ders vie­le Pflan­zen, aber Pil­ze. Denn sie ver­brei­ten sich dort, wo sich ein gutes Milieu für sie ent­wi­ckelt hat. Es sind die kran­ken Pflan­zen, die geschwäch­ten Tie­re, die aus­ge­laug­ten Böden, auf denen Pil­ze beson­ders gut gedei­hen. Das glei­che gilt im übri­gen bei den Men­schen: Pilz-ver­ur­sach­te Erkran­kun­gen (Myko­sen) gedei­hen ger­ne dort, wo der mensch­li­che Orga­nis­mus in ein Ungleich­ge­wicht gera­ten ist. Dann fin­den Faden­pil­ze (Hypho­myce­tes), Hefe- (Can­di­da albicans) oder Schim­mel­pil­ze (Fun­gi) über­haupt erst die Grund­la­ge zum Bei­spiel Haut‑, Schleim­haut oder Orga­ne zu befallen.

Mythisches:

Das Schick­sal woll­te es, dass die Pro­phe­zei­ung des Ora­kels sich erfüll­te und der grie­chi­sche Held Per­seus zufäl­lig den eige­nen Groß­va­ter Akri­si­os töte­te, dem er auf den Thron gefolgt war. Per­seus, der die trau­ri­ge Berühmt­heit, die er durch den Vor­fall bei sei­nen Unter­ge­be­nen erlangt hat­te, nicht ertrug, über­re­de­te Mega­pen­thees, den Sohn des Pro­teus dazu, die jewei­li­gen Rei­che zu tau­schen. Auf der Rei­se, die er nun antrat, um das neue Reich in Besitz zu neh­men, konn­te sich der ermü­de­te und durs­ti­ge Per­seus mit Was­ser erfri­schen, dass sich im Hut eines Pil­zes gesam­melt hat­te. Dar­auf­hin beschloss er, an die­sem Ort eine neue Haupt­stadt zu grün­den und sie in Erin­ne­rung an den Pilz (grie­chisch: mýkes) Myke­ne zu nen­nen. Dies ist die Ver­si­on, die Pau­sa­ni­as über­lie­fert hat. [2]

Suche nach Erregern und den möglichen Ursachen

Auf Grund­la­ge der Theo­rie, dass bestimm­te Pil­ze “Ursa­che” einer Myko­se sein kön­nen, ver­su­chen Schul­me­di­zi­ner zunächst die ver­mu­te­ten Erre­ger zu iden­ti­fi­zie­ren, um dann ein pas­sen­des Anti-Pilz­mit­tel (Anti­my­ko­ti­kum) aus­zu­wäh­len. Natur­heil­kund­ler inter­pre­tie­ren einen Pilz­be­fall meist nur als Smyp­tom einer tie­fer­grei­fen­den Erkran­kung (Pil­ze sind also im bes­ten Fall nur Krankheits-“Auslöser”). Sie ver­su­chen des­halb, das “Milieu” zu ver­ste­hen, das den Pilz­be­fall mög­lich macht. Dazu gehört oft­mals detek­ti­vi­sche Klein­ar­beit. Eine ein­fa­che Situa­ti­on ist zum Bei­spiel eine Frau, die mit aggres­si­ven Kos­me­ti­ka beim täg­li­chen Duschen ihre emp­find­li­che Geni­tal-Schleim­haut und ihre Pilz-schüt­zen­den Vagi­nal-Bak­te­ri­en (“Schei­den­flo­ra”) schä­digt. Und des­halb an einer läs­ti­gen, chro­ni­schen Pilz­in­fek­ti­ons­er­kran­kung lei­det. Kom­ple­xer zu erfas­sen sind Myko­sen im Zusam­men­hang mit der The­ra­pie ande­rer Ärz­te (Anti­bio­ti­ka, Immun­sup­pres­si­va) oder als Teil einer ande­ren Erkran­kung. Am her­aus­for­dernds­ten sind schließ­lich sol­che chro­ni­schen Myko­sen (z. B. der Fuß­nä­gel), bei denen es gilt, eine grund­le­gen­de Krank­heits­nei­gung zu ver­ste­hen und hilf­reich zu behan­deln. Dies kann im Ein­zel­fall so schwie­rig sein, dass auch die Natur­heil­kund­ler zunächst mit radi­ka­len schul­me­di­zi­ni­schen Metho­den die Pilz­be­las­tung zurück­drän­gen werden.

Die eigent­li­che natur­heil­kund­li­che The­ra­pie steht auf zwei Bei­nen: Zum einen das Zurück­drän­gen schä­di­gen­der Ein­flüs­se, zum Bei­spiel kei­ne unnö­ti­ge Intim­hy­gie­ne mit aggres­si­ven Che­mi­ka­li­en oder Sei­fe mehr. Und zum zwei­ten das Set­zen von the­ra­peu­ti­schen Signa­len (Rei­zen), die den Kör­per zu Selbst­hei­lung auf­for­dern (was beson­ders nach lan­ger chro­ni­scher Krank­heit oft not­wen­dig ist), zum Bei­spiel mit gezie­len Was­ser­an­wen­dun­gen nach Kneipp. So könn­ten die Schleim­häu­te gesun­den und der Kör­per kann die nächs­te Pilz­in­fek­ti­on auf natür­li­che Wei­se abwehren.

Keh­ren Pilz­in­fek­tio­nen jedoch in regel­mä­ßi­gen Abstän­den immer wie­der (trotz ver­än­der­ter Intim­pfle­ge), besteht auch die Mög­lich­keit Stär­kung der Abwehr­kraft, sei es spe­zi­fisch z. B. im Vagi­nal­be­reich, sei es ins­ge­samt für den gan­zen Kör­per. Mög­lich ist dies unter ande­rem mit meh­re­ren Echinacea-Kuren (Son­nen­hut) pro Jahr. Auch ord­nungs­the­ra­peu­ti­sche Schrit­te wie eine Ver­än­de­rung des Lebens­stils mit mehr Schlaf, spe­zi­el­len Diä­ten oder regel­mä­ßi­gem Sport, kön­nen der kör­per­ei­ge­nen Immun­ab­wehr wie­der auf die Bei­ne helfen.

Entdeckung der Antibiotika

Pil­ze und Bak­te­ri­en als ältes­te Bewoh­ner der Erde füh­ren seit ihrer Exis­tenz einen hef­ti­gen Kon­kur­renz­kampf. Um ihr Über­le­ben zu sichern, ent­wi­ckel­ten Pil­ze beson­de­re Wirk­sub­stan­zen. Wis­sen­schaft­lich wird zwi­schen den bak­te­rio­sta­ti­schen (Ver­hin­de­rung der Ver­meh­rung der Bak­te­ri­en) und bak­te­ri­zi­de (Abtö­tung von Bak­te­ri­en) Wir­kun­gen unter­schie­den. Die­se Sub­stan­zen wur­den im 20. Jahr­hun­dert ent­deckt. 1929 ver­öf­fent­lich­te von Alex­an­der Flem­ming (1881–1955) eine Arbeit in der er beschrieb, wie sich durch Stoff­wech­sel­pro­duk­te von Pil­zen das Wachs­tum von Mikro­or­ga­nis­men hem­men lie­ße. Vor ihm hat­ten zwar auch schon ande­re Wis­sen­schaft­ler ähn­li­che Beob­ach­tun­gen beschrie­ben. Doch fehl­ten ihnen ent­we­der die Mit­tel oder Kriegs­wir­ren ver­hin­der­ten die genau nach­voll­zieh­ba­ren Unter­su­chun­gen zur Bestä­ti­gung ihrer Theo­rien. For­scher wie Paul Vuil­li­min (1861–1932), Jaques Tré­fouel und von Domagk müs­sen an die­ser Stel­le erwähnt wer­den. Alex­an­der Flem­ming erhielt 1945 für sei­ne For­schungs­ar­bei­ten den Frie­dens­no­bel­preis. Mit der indus­tri­el­le Her­stel­lung von Peni­cil­lin durch die Ame­ri­ka­ner gelang ein Sie­ges­zug gegen die soge­nann­ten “Geis­seln der Mensch­heit”: Erst­mals konn­ten Pest, Typhus, Geschlechts­krank­hei­ten, Tuber­ku­lo­se, Kind­bett­fie­ber oder auch Lun­gen- wie Bron­chi­al-Infek­tio­nen wirk­sam bekämpft werden.

Lecker und duftend: selbst gemachte Hefekuchen

Schon lan­ge bevor Anti­bio­ti­ka im gro­ßen Stil her­ge­stellt wur­den, kamen Pil­ze zum Ein­satz: Ihre Exis­tenz und Nütz­lich­keit ist belegt. Denn schließ­lich sind Pil­ze in vie­len Berei­chen der Nah­rungs- und Genuss­mit­tel­her­stel­lung (und auch Indus­trie) seit Jahr­hun­der­ten unver­zicht­bar: Dass spe­zi­el­le Eum­y­co­ta Gärungs­pro­zes­se (Hefe­pilz Sac­ch­aro­my­ces) in Gang set­zen, war Brau­ern, Win­zern oder Bäckern bekannt. Auch die Kel­ten wuss­ten selbst­ver­ständ­lich wie ihr Lieb­lings­ge­bräu das Met her­ge­stellt wer­den konn­te. Aller­dings brauch­ten die ver­schie­de­nen Gewer­ke län­ger, bis sie die Gärungs­pro­zes­se auch genau steu­ern konn­ten. Heu­te sind Pilz­kul­tu­ren selbst­ver­ständ­lich Teil vie­ler indus­tri­el­ler Pro­zes­se. In der Nah­rungs­mit­tel­in­dus­trie sor­gen Pilz­ar­ten für die geschätz­ten Pro­duk­te wie Joghurt, Quark oder Käse, der in einer unglaub­li­chen Viel­falt zu kau­fen ist. Auch Bäcker kom­men nicht ohne Hefe­pil­ze aus. Bei der stan­dar­di­sier­ten Her­stel­lung von Brot, Bröt­chen oder Kuchen bleibt jedoch häu­fig der Geschmack auf der Stre­cke. Rich­tig kna­cki­ge Bröt­chen oder Hefe­ku­chen mit dem typisch duf­ten­den Teig sind bei der bil­li­gen Mas­sen­wa­re heu­te kaum noch zu fin­den. Des­halb lohnt sich das Erler­nen des Backens mit Hefe­pil­zen schon aus geschmack­li­chen Gründen:

Das Ansetz­ten eines Hefe­teigs ist rela­tiv ein­fach, seit­dem indus­tri­el­le Tro­cken­he­fe ange­bo­ten wird: Die Tro­cken­he­fe (oder die Hefe aus dem Kühl­re­gal von Lebens­mit­tel­lä­den) wird mit war­men Was­ser, (oder Milch) Zucker und Mehl an einem war­men Ort zum Gären gebracht. Schon nach einer hal­ben Stun­de ist die Mehl­mas­se auf­ge­gan­gen und ver­strömt den typi­schen Hefe­duft. Dann folgt die Wei­ter­ver­ar­bei­tung mit den ande­ren Zuta­ten und schließ­lich das Backen. Der Ofen darf nicht zu heiss sein, damit der Kuchen tat­säch­lich auf­geht. Schließ­lich sind Pil­ze emp­find­li­che Lebe­we­sen, die Wär­me und Nah­rung benö­ti­gen, um zu gedei­hen. Der Lohn des Backens besteht dann in duf­ten­den Köst­lich­kei­ten, die durch ihre Locker­heit auf der Zun­ge zergehen.

Autorin
• Mari­on Kaden, Heil­pflan­­zen-Welt (2009).
Quel­len
1. Stras­bur­ger E, Noll F et al: Lehr­buch der Bota­nik. Spek­trum Aka­de­mi­scher Ver­lag. 36 Auf­la­ge. S. 624 ff.
2. Pacio­ni G: Das gro­ße Hand­buch der Pil­ze. BLV Ver­lags­ge­sell­schaft mbH Mün­chen Wien Zürich. 1980

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